Kommentar zu Blutbild 1

Vorgeschichte:
(Patientendaten abgeändert).

Indikation zur Leukozytendifferenzierung:
Ein Herpes zoster, die sogenannte Gürtelrose, ist im Alter keine seltene Erscheinung. Sie wird durch eine Reaktivierung des Varizellen-Virus (Windpocken), welches in den Hinterhornzellen des Rückenmarkes persistieren, hervorgerufen. Da sich die gefürchtete Komplikation einer Zoster-Neuralgie durch frühzeitig einsetzende antivirale Medikamente in ihrer Häufigkeit senken lässt, sollte die Therapie sofort beginnen.
Die Differenzierung der Leukozyten trägt in der Regel nichts zur Diagnose bei, welche ganz auf die typischen Hauterscheinungen abstellt.

Zum vorliegenden Blutbild:
Das Blutbild zeigt eine massive Leukozytose, die weitgehend durch kleine, morphologisch unauffällige Lymphozyten sowie durch lädierte Zellen zustande kommt. Letztere sind sogenannte Gumprecht'sche Schollen. Weiter besteht eine Neutrozytose und eine Monozytose. Diese sind mit Vorsicht zu interpretieren, da bei einer Gesamtleukozytenzahl von 124 x 109/L schon eine einzige Zelle einer absoluten Zahl von 1.24 x 109/L entspricht. Dies ist anhand der Monozytenzahl deutlich zu beobachten. Die Neutrophilenzahl von 11.2 x 109/L ist nicht deutlich erhöht und lässt nur den Schluss zu, dass die Neutrophilen nicht vermindert sind.

Schlussfolgerungen:
Das Blutbild dieses Patienten ist typisch für eine chronische lymphatische Leukämie (CLL). Bei CLL, aber auch anderen malignen Erkrankungen des lymphatischen Systems wie z.B. dem Multiplen Myelom tritt Herpes zoster gehäuft auf. Auch wenn das Blutbild typisch ist, muss die Diagnose CLL noch mittels Knochenmarkpunktion und Immunphänotypisierung bestätigt werden. Zur Abklärung gehört auch eine sorgfältige Erhebung des Lymphknotenstatus sowie eine Sonografie oder Computertomografie des Abdomens.
Obwohl die Differenzierung der Leukozyten bei Herpes zoster nicht unbedingt indiziert ist, so hat sie in diesem Fall doch zur Entdeckung einer bisher unbekannten CLL geführt.